150 Jahre Historischer Verein Zweibrücken e.V.
gegründet am 02. Dezember 1873
Michael Schubert, der Vorsitzende des Historischen Vereins Zweibrücken, bei seiner Jubiläumsrede im Herzogsaal des Stadtmuseums.
Geehrte Mitglieder des Historischen Vereins
49 Jahre: Herta Häusler; 48 Jahre: Kurt Blug, Richard Klein; 47 Jahre: Hans Ammerich, Rainer Thomas, Ludwig Hoffmann, Wolfgang Staedtler, Volker Rauch; 46 Jahre: Hans Otto Streuber; 43 Jahre: Bernhard Bonkhoff, Harald Disque, Heinz Weinkauf, Willi Grunder; 42 Jahre: Alexander Schaubeck, Fritz Presl; 41 Jahre: Lutz Staedtler, Erich Schunk, Dieter Franck.
Die geehrten Mitglieder um die Vorsitzenden Michael Schubert und Charlotte Glück (Bildmitte).
Das reiche Erbe der Stadt bewahren
Zweibrücken · Der Historische Verein ist eine Institution in Zweibrücken, der die Geschichte der Stadt auf vielfältige Weise wachhält. Anlässlich der Feierlichkeiten zum Jubiläum gab der Vorsitzende Michael Schubert interessante Einblicke in 150 Jahre Vereinsgeschichte.
Von Elisabeth Heil, Pfälzischer Merkur
Er hat sich der Historie der Stadt verschrieben und inzwischen ist er selbst ein bedeutender Teil der Zweibrücker Geschichte geworden: Der Historische Verein Zweibrücken feierte am 2. Dezember sein 150-jähriges Bestehen – und wo sonst lässt sich ein solches Ereignis besser zelebrieren als im Herzogsaal des Zweibrücker Stadtmuseums – im schönen Petrihaus, das Herzog Christian IV. 1768 von seinem Hofgärtner Ernst August Bernhard Petri erbauen ließ mit dem Ziel, die Residenzstadt mit einer neuen Herzogsvorstadt zu verschönern. Vielleicht ist es ein Wink des Schicksals, dass eben diese Vorstadt trotz massiver Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg weitestgehend verschont geblieben und somit für die Nachwelt erhalten geblieben ist.
150 Jahre seien jedenfalls eine lange Zeit, betonte Michael Schubert in seiner Jubiläumsrede. Der belesene und seit seiner Jugend geschichtsinteressierte Jurist ist seit Mai 2022 Vorsitzender des Historischen Vereins Zweibrücken, dessen Geschichte fast das gesamte militaristische Kaiserreich, weite Strecken der letztlich gescheiterten Weimarer Republik, die nationalsozialistische Terrorherrschaft und über 70 Jahre Bundesrepublik umfassen. Zweite Vorsitzende ist Charlotte Glück, zugleich die Leiterin des Stadtmuseums und „Herz und Hirn“ des Historischen Vereins, wie Michael Schubert ihr Engagement für die Geschichte der Stadt treffend würdigte.
„Aber feiern wir überhaupt am richtigen Tag?“, warf Schubert ein. Eine Frage, die durchaus berechtigt ist, schließlich wurde das erste Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen 1924 gefeiert.
Natürlich ließ er die Frage nicht unbeantwortet: „Spätestens seit dem Vortrag des Zweibrücker Historikers und Archivars Professor Hans Ammerich im vergangenen April in der Karlskirche wissen wir, dass der 2. Dezember 1873 das richtige Gründungsdatum ist. 20 geschichtsinteressierte Zweibrücker aus der Oberschicht hätten damals in der ehemaligen Brauerei Buchheit eine Arbeitsgemeinschaft, Hänschen genannt, gegründet und sich später im April 1974 den Namen „Verein Zweibrücker Geschichtsfreunde“ gegeben. „In einem Zeitungsartikel wurden sie als bierselige Bildungsbürger beschrieben, was wohl auch dem Ort der Gründung geschuldet sein mag“, sagte der Vorsitzende und merkte an, dass sich die Zeiten inzwischen geändert hätten. „Bei unserem Empfang heute Abend gibt es nämlich Wein.“
Stabsarzt Dr. Anton Moser habe dieses anfangs noch informelle Kränzchen – ein kleiner elitärer Zirkel, in den man nur bei Einstimmigkeit aufgenommen werden konnte – aus der Taufe gehoben“, berichtete der Vorsitzende weiter. „Gemeinsam wollten sie die Tradition der Zweibrücker Geschichtsschreibung wiederbeleben und in einer Zeit des wiedererwachenden Geschichtsbewusstseins durch Vorträge und Veröffentlichungen in weite Teile der Bevölkerung tragen“, erinnerte Michael Schubert an die Anfänge des Vereinslebens.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gründeten sich in Deutschland übrigens viele Historische Vereine. Der Grund dafür waren sicher die Befreiungskriege in Mitteleuropa, die die Vorherrschaft Napoleons im Großteil Europas beendeten und wieder ein Gefühl deutscher Zusammengehörigkeit entfachten. Gleichzeitig wuchs das Interesse für die Geschichte.
Der Historische Verein Zweibrücken befasste sich in jener Zeit vor allem mit historischer Forschung, hielt entsprechende Vorträge und machte Ausflüge, die sich auch Ausgrabungen in der Umgebung widmeten. „Am Kreuzberg wurde zum Beispiel eine mittelalterliche Kreuzkapelle ausgegraben“, verriet Schubert und erinnerte zugleich an die westpfälzischen Geschichtsblätter, die der Verein als eigenes Vereinsblatt herausgab.
Schubert erinnerte aber auch an Albert Becker, der 1913 die Idee für ein Heimatmuseum hatte, das 1926 eröffnet wurde und bis heute als Stadtmuseum eine bedeutende Rolle für Zweibrücken hat. „Aus der Mitte des Historischen Vereins wurden viele Dinge verwirklicht, die sich mit der örtlichen Geschichte befassten und die auch heute noch Relevanz für die lokale und regionale Geschichtsschreibung besitzen. Hier seien insbesondere die Werke Ludwig Alois Molitors zu nennen“, erläuterte der Vorsitzende.
Dass die Zeit bis 1952 nicht mehr nachzuvollziehen sei, mag laut Schubert sicher daran liegen, dass sich das Amtsgericht damals nicht wie heute in der Herzogsvorstadt befunden habe, sondern im Zweibrücker Schloss, das in der Nacht zum 14. März 1945 mitsamt den darin befundenen Unterlagen niederbrannte. „Es wäre sicherlich ein lohnenswertes Projekt, die Geschichte des Historischen Vereins in der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu erforschen, um diese Lücke gerade in einer äußerst kritischen Zeit zu schließen“, befand Michael Schubert, der an dieser Stelle auch auf die Person Hans Wölbing näher einging: „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Mitglied des Vorstands, ab 1960 sein Vorsitzender. Darauf ist der Historische Verein keinesfalls stolz, denn Wölbing hatte eine NS-Vergangenheit und organisierte im Mai 1943 Bücherverbrennungen in Dortmund. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass eben dieser Wölbing später nach der Rückführung des Altbestands die Bibliothek der Bipontina und auch die Vereinsbibliothek des Historischen Vereins verwaltete.“
1976 begann die Ära Wolfgang Staedtler, der über 40 Jahre und lange Zeit mit seinem Stellvertreter Heinz Weinkauf an der Seite den Verein prägte. 1973 zur 100-Jahrfeier erhielt der Verein für seine Verdienste die Stadtplakette in Silber. Zur 600-Jahr-Feier der Stadt hatte der Historische Verein die Festschrift im Auftrag der Stadt herausgegeben.
„Heute zum 150-jährigen Bestehen sind die Herausforderung nicht geringer geworden“, verdeutlichte Michael Schubert. „Die Folgen des demografischen Wandels machen uns sehr zu schaffen. Neben dem Bestreben, neue, auch jüngere Mitglieder zu gewinnen, gilt das Engagement des Vereins im Besonderen dem Erhalt der Bibliotheca Bipontina, die gerade für die Forschung auf dem Gebiet der hiesigen Lokal- und Regionalgeschichte von herausragender Bedeutung ist. Hier gibt es für uns noch viel zu tun. Auch ist es für uns wichtig, in einer Zeit des erstarkenden Rechtspopulismus und Radikalismus das Wissen um die nationalsozialistische Terrorherrschaft wachzuhalten“, schloss der Vorsitzende seinen Vortrag.
Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Kulturdezernentin Christina Rauch: „Der Historische Verein hat seit seiner Gründung einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet, das reiche Erbe der Stadt Zweibrücken und des ehemaligen Herzogtums Pfalz-Zweibrücken zu bewahren und zu erforschen“, sagte sie, was von unschätzbarem Wert für die Identität unserer Gemeinschaft und für zukünftige Generationen sei. „In einer Zeit, in der die Schnelllebigkeit des modernen Lebens oft dazu neigt, uns von unseren Wurzeln zu entfremden, erinnert der Historische Verein daran, wie wichtig es ist, Geschichte zu bewahren und zu schätzen. Möge der Verein daher auch in den kommenden Jahren erfolgreich dazu beitragen, das kulturelle Erbe unserer Stadt lebendig zu halten und an die kommenden Generationen mit all seinen Traditionen weiterzugeben.“
Heike Wittmer als Vertreterin des Historischen Vereins der Pfalz war ebenfalls zu Gast und würdigte die Arbeit der Zweibrücker: „Der Hauptverein ist stolz, eine so aktive Ortsgruppe, die übrigens zu den ältesten gehört, unter sich zu wissen“, betonte die zweite Vorsitzende. Auch sie erinnerte daran, dass im Gründungsjahr die Bemühungen und Aktivitäten um die Geschichte noch dem Bildungsbürgertum vorbehalten gewesen seien. „Doch sollte auch immer der einfache Bürger von der Erkenntnis der Wissenschaft profitieren. In diesem Sinne waren auch die Bemühungen der Mitglieder zu verstehen, bis 1936 die ‚Westpfälzischen Geschichtsblätter‘ als Beilage der Zweibrücker Zeitung herauszugeben.“ Übrigens: Seit 1981 gibt Vereinsmitglied Bernhard Bonkhoff im Auftrag des Historischen Vereins Zweibrücken die „Westricher Geschichtsblätter“ heraus.
Für seinen Festvortrag konnte der Verein den Historiker Professor Wolfgang Beringer gewinnen: Das Thema: „Zweibrücken in der Welt. Von den Freuden der Regionalgeschichte“.